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Agile Prinzipien, Agile Entwicklung, Agiles Projektmanagement, Agile Methoden – alles nur ein moderner Trend? Immer mehr Organisationen greifen in ihren Geschäftsprozessen auf agile Prinzipien zurück.
Warum? Sie erlauben ihnen, ein hohes Maß an Effizienz und gleichbleibender Qualität zu gewährleisten, völlig unabhängig von Projektart oder Teamgröße.
Agile Konzepte und Tools wie Planungs-Whiteboards und -karten, Backlog-Listen, tägliche Stand-up-Meetings und andere sind im Allgemeinen überall anwendbar.
Dieser Beitrag gibt Führungskräften im Projektmanagement, Sales und Marketing von Digitalagenturen einen ersten Einstieg, um mit den wichtigen agilen Prinzipien und bewährten Verfahren vertraut zu werden.
„Agile“ – Eine Einführung
Agiles Projektmanagement (z.B. in der agilen Softwareentwicklung) beschreibt eine Reihe von Methoden, die auf der Durchführung inkrementeller oder iterativer Verbesserungen Ihrer Produktentwicklung basieren.
Was heißt das?
Anstatt zu Beginn eines Projekts alles gründlich zu planen, konzentrieren sich die agilen Prinzipien, wie der Name schon sagt, darauf, stets flexibel genug zu bleiben, um sich den ändernden Anforderungen ideal anzupassen (z.B. auf Grundlage des sich entwickelnden Kundenfeedbacks).
Digitale Dienstleister und Agenturen kennen es nur zu gut: Änderungen und Aktualisierungen können in letzter Minute vorkommen – eigentlich fast immer!
Diese Prinzipien lassen sich dank eng verzahnter, funktionsübergreifender Teams erreichen, die die Arbeit anhand eines „Backlogs“ organisieren und die nächsten Schritte auf der Grundlage des Business Value oder der Kundenpräferenzen priorisieren.
Mit jeder Iteration kommt ein greifbares Ergebnis („Deliverable“) – ein kleineres Stück des Lösungspuzzles, das Ihr Team präsentieren kann und das dazu beiträgt, den Gesamtfortschritt, den Sie erzielen, schneller zu veranschaulichen.
Die Eckpfeiler jedes agilen Ansatzes spiegeln sich vor allem in
- Verantwortlichkeit (Accountability),
- Anpassungsfähigkeit (Adaptability),
- Teamwork
- sowie transparenter und regelmäßiger Kommunikation wider, sei es lokal oder remote.
Schließlich müssen die verschiedensten Projektbeteiligten und Developer zusammenarbeiten, um die Produktentwicklung auf die Kundenerwartungen abzustimmen.
Die 12 Agile Prinzipien
Vor fast 20 Jahren, im Februar 2001, traf sich eine Gruppe von Software-Entwicklern, um verschiedene Entwicklungsmethoden und deren Vereinfachung zu diskutieren. Sie erarbeiteten das Manifest für die agile Software-Entwicklung, in dem verbesserte und effizientere Wege zur Software-Entwicklung beschrieben werden. Das Manifest enthält 12 Prinzipien, die Teams und Organisationen helfen können, Projekte flexibler umzusetzen.
Der Begriff „agil“ bezieht sich auf jeden Prozess, der den im „Manifesto for Agile Software Development“ dargelegten Prinzipien entspricht.
Diese Prinzipien sind:
- Zufriedenstellung des Kunden durch frühzeitige und kontinuierliche Lieferung von (Teil-)Lösungen.
- Annahme sich ändernder Anforderungen – auch in späteren Entwicklungsphasen. Denn regelmäßige Anpassungen können stets zu einem Wettbewerbsvorteil für den Kunden führen!
- Häufige Lieferung von Lösungen in Iterations-Zyklen, die wöchentlich oder monatlich erfolgen können.
- Alle Projektteilnehmer müssen während des gesamten Projekts täglich zusammenarbeiten.
Ein motiviertes Team liefert herausragende Leistungen – fördern Sie daher jedes einzelne Teammitglied! Stellen Sie den Menschen die notwendigen Tools, ein geeignetes Arbeitsumfeld und umfassende Unterstützung zur Verfügung – Ihr Team wird es mit selbstständigem und loyalem Arbeiten danken!
- Gespräche von Angesicht zu Angesicht sind der effizienteste Weg, Informationen weiterzugeben und „Kommunikationssilos“ zu vermeiden – sei es nun lokal vor Ort oder durch eine virtuelle Videokonferenz.
- Der primäre Maßstab für den Fortschritt ist natürlich ein funktionierendes (Teil-)Projektergebnis.
- Konsequenz ist der Schlüssel. Projektsponsoren, Entwickler und Interessenvertreter sollten während des gesamten Projekts einen konstanten Rhythmus einhalten.
- Agilität wird durch den Fokus auf technische Exzellenz und gutes Design gefördert.
- Einfachheit ist der Schlüssel – das bedeutet, den größtmöglichen Nutzen aus einem möglichst geringen Arbeitsaufwand zu ziehen.
- Die besten Architekturen, Anforderungen und Entwürfe entstehen in selbstorganisierenden Teams.
- Das Team denkt regelmäßig darüber nach, wie es effektiver werden kann, und stimmt seinen Ansatz dann entsprechend ab – und passt ihn natürlich kontinuierlich an.
Dass die Umsetzung dieser Prinzipien in der Praxis einige Überwindung kostet, beschreibt Manuel Pistner in diesem Artikel: Ein ungeschöntes New Work Beispiel aus der Praxis.
Rollen im agilen Team
Agile Entwicklungsteams können aus Experten in vielen Bereichen bestehen – die richtige Rollenverteilung ist die Grundlage jedes erfolgreichen Projekts.
Wenn Sie sich für die agile Methode Scrum entschieden haben, dann ist die führende Agile Team Rolle der Certified Scrum Master. Der Sinn der leitende Teamrolle besteht darin, das Team zu unterstützen und sicherzustellen, dass die Vision der Beteiligten und Kunden wie geplant verfolgt wird.
Der CSM oder Certified Scrum Master
Diese Rolle stellt sicher, dass Ziele, Umfang und Produktbereich von jedem Teammitglied verstanden werden.
Der Scrum Master ist auch dafür verantwortlich, dass das Team agile Werte und Prinzipien anwendet und die vor Projektbeginn vereinbarten Prozesse und Praktiken befolgt.
Product Owner
Produkteigentümer vertreten in der Regel die Interessen des Kunden. Die Ziele eines Scrum Masters und eines Product Owners sind zwar miteinander verflochten, doch die Rollen sind recht unterschiedlich.
Product Owner verwalten den Backlog, aus dem das Team die einzelnen Projektaufgaben zieht, und stellen sicher, dass das Unternehmen den maximalen Wert aus dem Produktentwicklungszyklus gewinnt.
Lesetipp: 8 Product Owner Skills, die Sie für Ihr Projekt brauchen
Ein zertifizierter Scrum Master dagegen leitet das agile Entwicklungsteam und unterstützt den Product Owner, indem er bei Bedarf Informationen an die Entwickler weitergibt.
Das Entwicklerteam
Agile war ursprünglich für die Software-Entwicklung vorgesehen, wurde dann aber dank der Effizienz, die es zu schaffen vermag, von fast jeder denkbaren Branche mehr und mehr eingesetzt.
Beachten Sie daher, dass im Agile Kontext das Wort „Developer“ nicht immer in seiner primären Bedeutung verwendet wird und nicht unbedingt einen Software-Entwickler bezeichnet. Ein Developer kann jeder sein, der zu einem Projekt beiträgt.
Größere Teams beschäftigen in der Regel Spezialisten und Fachexperten in Development, UX & UI, DevOps oder Architects.
Ihre Anwesenheit kann nur für bestimmte Phasen eines Projekts erforderlich sein. Diese Experten sollten flexibel genug sein, um bei Bedarf in ein Projekt ein- und auszusteigen.
Die Fachexperten können sich aus verschiedenen Kompetenzbereichen zusammensetzen, einschließlich technischer Fähigkeiten oder anderer Bereiche.
Phasen im agilen Projekt
Dies ist ein Überblick über die am häufigsten verwendeten Phasen im agilen Entwicklungszyklus.
Diese Phasen müssen nicht in dieser Reihenfolge ablaufen, da das Projekt immer flexibel genug sein sollte, um Teams in jeder Phase untereinander zu unterstützen, wenn sie gleichzeitig ablaufen.
Planung
Sie haben eine Idee, die Mehrwert für Ihr Unternehmen und ihre Kunden bringen wird? Wunderbar! Das Projektteam wird zusammengestellt, und Sie starten mit der Identifizierung der notwendigen Anforderungen und Meilensteine.
Das Ziel dieser Phase ist es, die Idee in möglichst kleine Arbeitsstücke zu zerlegen, die in Iterationen geliefert werden können.
So lassen sich nötige Funktionen und Rollen (auf Grundlage der Kundenbedürfnisse) ebenfalls leichter priorisieren und zuweisen.
Lesetipp: Machen Sie diese 10 Fehler als Product Owner?
Anforderungsanalyse
In dieser Phase findet funktionsübergreifende Kommunikation zwischen Managern, Interessengruppen und Kunden statt, um die Anforderungen und Ziele möglichst präzise zu ermitteln.
Das Projektentwicklungsteam muss Informationen über die Benutzer und Anwendungsszenarien sammeln, um die Lösung liefern zu können, die am Ende auch wirklich Mehrwert für den Endnutzer bietet.
Im Scrum werden die Anforderungen nach Abnahme der Konzeption in übergeordnete Epics, einzelne User Stories und gesammelt im Backlog entsprechend angeordnet.
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Konzeption
Auf der Grundlage der in der vorhergehenden Phase identifizierten Anforderungen wird das agile Projektteam beauftragt, eine Lösung zu erstellen, die die Bedürfnisse der Kunden auf die effizienteste Weise erfüllen kann.
Achtung: Hier zeigt sich wieder, dass „agil“ nicht „planlos“ bedeutet.
Ein ausgearbeitetes Konzept ist Orientierung und Leitfaden für Team und Kunden. Fehlendes Verständnis für Projektziele spiegeln sich frühzeitig in einem Konzept wider, das nicht die wichtigsten Prioritäten in den Fokus nimmt.
Neben des möglichen Endergebnisses des zukünftigen Zustands des Produkts muss das Team auch eine Teststrategie ausarbeiten.
Implementierung/Entwicklung
In dieser Phase werden die einzelnen Produktinkremente nach dem iterativen Ansatz entwickelt, gestestet und implementiert, d.h. die Ergebnisse werden nach einem festgelegten Rhythmus fertiggestellt und präsentiert. Ein Inkrement ist ein lieferfähiger Baustein, welcher im Scrum System nach jedem Sprint dem Kunden direkt bereitgestellt werden könnte.
Zu Beginn der Entwicklungsphase werden vor allem Aufgaben wie der Abschluss von Verträgen und die Vorbereitung der erforderlichen (Entwicklungs-) Umgebungen abgeschlossen.
Testing
Sobald ein Projektbaustein entwickelt wurde, wird er anhand der Anforderungen des Produkt Owners bzw. Kunden getestet. Dabei wird sichergestellt, dass das Produkt die erforderlichen Herausforderungen tatsächlich lösen kann und den zuvor festgelegten Benutzergeschichten entspricht.
Die meisten Testphasen umfassen Unit-Tests, Integrationstests, Systemtests und Abnahmetests.
Bereitstellung & Support
Geschafft! Nach letzten erfolgreichen Tests wird das Produkt dem Kunden zur Nutzung übergeben.
Bei Problemen, die unmittelbar nach Abschluss des Entwicklungszyklus auftreten, steht das Team zur Unterstützung zur Verfügung. Die Bereitstellung wird dann schrittweise in den Support überführt.
Agile Realität mit Andreas G. Wittler
Vorteile der agilen Prozesse
Die wichtigsten Vorteile agiler Entwicklung beleuchten wir in unserem Artikel „Vor- & Nachteile Agiler Prozesse“.
Zusammengefasst bilden agil arbeitende Teams folgende positive Eigenschaften verstärkt aus:
- Erhöhte Annahmebreitschaft von Veränderung – eine Fähigkeit, die grundlegende Voraussetzung für Unternehmen und Teams in Zeit der Digitalisierung ist
- Weitsichtigkeit & Offenheit – kein starrsinniges Hinarbeiten auf ein Ergebnis, das am Ende nicht brauchbar ist.
- Schnelligkeit in Konzeption und Lieferung des Produkts oder Projekts.
- Kontinuierliche Optimierung durch kritische Reflexion und der Suche nach Verbesserungen.
- Transparenz & Kommunikation – ohne diese würden Schnelligkeit und stetige Optimierung fehlen.
- Verbesserte Kundenbeziehung durch tägliche oder wöchentliche Feedback- und Iterationsschleifen.
Nachteile der agilen Prozesse
Vermeiden Sie:
- Ungenaues Arbeiten, um Schnelligkeit zu bewahren
- Vernachlässigen eines Gesamtplans – Achtung: „agil“ heißt nicht „planlos“!
- Fehlende Kommunikation im Team
- Fehlende Expertise: Agile Teams sind schlank, jedoch sollten Sie nicht auf Expertenwissen verzichten.
- Ungenaue oder gar fehlende Dokumentation
- Falsche oder unklare Erwartungen in der Kundenkommunikation: Das Projektergebnis kann durch agile Prozesse durchaus von der ursprünglichen Idee mitunter stark abweichen!
Weitere Details zu den einzelnen negativen Effekten finden Sie in unserem Artikel „Vor- & Nachteile Agiler Prozesse“.
Fazit
Für unser Team bei Bright Solutions sind agile Prozesse nicht mehr wegzudenken. Stattdessen haben wir sie durch New Work Prinzipien und virtuelle Teams ausgebaut und für uns noch skalierbarer gemacht.
Das wichtigste Learning im agilen Kontext ist in jedem Fall, stets offen für Learnings und Optimierungen zu sein.
Auch wenn eine solch flexible Projektplanung Unsicherheiten vermuten lässt, so hat agiles Entwickeln nichts mit einem Blindflug zu tun.
Agile Projekte im Alltag verlangen einen Detailblick auf Dokumentation, Planung und Prozesse – denn nur, wenn Sie Ihr tägliches Tun genau beschreiben können und im Detail kennen, können Sie es auch optimieren.
Und keine Sorge:
Wenn Ihre agile Transformation nicht gleich wie gewünscht auf Beifall im eignen Team oder bei Ihren Kunden trifft, gehen Sie den Weg in kleinen Schritten.
Die Agenturen und Dienstleister der Zukunft fallen nicht vom Himmel – sie entstehen durch Kontinuität und Flexibilität.